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Zeichnung des „Allgemeinen Postvereinsvertrags", welche von den Bevoll-
Nächtigten 22 größerer und kleinerer Staaten ausgeführt wurde.
Um das Ereignis in seiner ganzen Größe zu erkennen, ist es nötig,
kmen Blick auf das Postwesen früherer Zeiten zu werfen. Da sah es
hiermit naturgemäß nicht besser aus als bei allen übrigen deutschen Staats-
emrichtungen. Das Postwesen beruhte auf einem der Familie Thurn
und Taxis gehörigen alten Vorrechte; mit diesem hatte es folgende
Bewandtnis:
Maximilian I., deutscher Kaiser und römischer König, der von 1493
bis 1519 regierte und meist in Wien Hof hielt, lebte in den mannig-
fachsten Kriegen und Fehden mit Italien, Ungarn, besonders aber mit den
Niederlanden. Seine Anwesenheit war oft an der einen Grenze so nötig
wie an der andern. Als er einst in verzweifelte Klagen ausbrach, daß
er nicht an allen Orten zugleich gegenwärtig sein könnte, daß aber die
Boten, so seine Briefe und Befehle an die Grenzen und ins Burgunder-
land tragen sollten, an keinem Wirtshaus vorbeigehen könnten, ohne
anzuhalten dem Wein zuliebe, auch sonst ihren Botendienst verabsäumten
und höchst unzuverlässig wären, da trat einer seiner Hofherren, namens
Taxis, mit dem Anerbieten hervor, die kostenfreie Beförderung sämtlicher
kaiserlichen Befehle, Briefe und Botschaften zu übernehmen. Er verpflichtete
sich für Sicherheit und Schnelligkeit seiner Boten und forderte dafür als
Gegenleistung das ausschließliche Recht zur Ausübung und Ausbreitung
der neuen Beförderungsart, sowie die gesamten daraus entspringenden
Einkünfte für sich und seine Nachkommen.
Im Jahre 1516 erteilte Kaiser Maximilian dieses Privilegium, und
damit war dem Hause Taxis eine Gerechtsame verliehen, die zunächst
nicht sehr bedeutend erschien, in der Folge aber die Jahrhunderte hindurch
sich als ein richtiger Goldstrom für die Eigentümer erwies. Die erste
Linie der Taxisboten ging von Wien nach Brüssel. Die Boten waren
gut beritten und trugen die Briefschaften in einem Felleisen bei sich. Die
Taxis waren klug genug, jene erste Botenlinie sehr bald durch Zweigkurse
nach Frankreich, Hamburg und im Süden nach Mailand, Venedig, ja bis
nach Rom zu erweitern und in den wichtigsten Städten und Grenzorten
Anstalten zum Sammeln und Ausgeben der Briefe wie zum Wechseln der
Pferde zu errichten. Das erste deutsche „Postamt" in einem eigens zu
dem Zwecke angekauften Hause befand sich in dem durch seine Lage nabe
der Landesgrenze und der Festung Philippsburg sehr wichtigen Dorfe
Rheinhausen am Oberrhein.
Zunächst sollte wohl die Post dem Kaiser dienen; wie sie dessen
Botschaften kostenfrei besorgte, so nahm sie auch die Briefe aller Fürsten
und ihrer Behörden unentgeltlich zur Beförderung an, durch deren
Länder ihre Botenkurse gingen. Dadurch erreichte die Post der Taxis
nicht nur freien Durchgang durch die betreffenden Länder, sondern durfte
auch das Postgeld (Porto) für die Korrespondenzen der Untertanen nach
Belieben festsetzen.
Wie gut die Taxis dabei „herauskamen", geht daraus hervor, daß
s. Fortbmungsschulen rc. Allg. Teil. jñ
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian_I. Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Bevoll-
Nächtigten Wien_Hof Italien Ungarn Burgunder- Wien Brüssel Frankreich Hamburg Mailand Venedig Rom Rheinhausen
\do
Raimund Köhler
letzteren, endlich die Seeschiffahrtszeichen der Gesetzgebung und Beauf-
sichtigung des Reiches. Die wasserbauarbeiten sind vorwiegend Sache der
Einzelstaaten.
Die Entwickelung der deutschen Seeschiffahrt in den letzten Jahrzehnten
zeigen folgende Zahlen:
¡m Gesamtzahl Rauminhalt . .
der im deutschen Küstengebiet ein- und aus- mit einem Rauminhalt von
3a{,re geladenen Handelsschiffe Dampfer
(875 87 558 (2 722 7(0 Reg.t.*) (7 (89 7 (82 06s Reg.t.
ly08 2(5(34 54 524 889 „ „ (39 059 4« 696 O48 „ „
Ha. Don einem Postwesen iln modernen Sinne, d. h. einer dem all-
gemeinen Publikum gegen Entrichtung bestimmter Gebühren zur Verfügung
stehenden Einrichtung für die Beförderung von Nachrichten, Personen und
Gütern, kann man erst in der neueren Zeit sprechen. Meist befindet sich die
Postverwaltung von vornherein in den fänden des Staates. Nur im heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation wurde das Postwesen von Anfang an als
erbliches Reichslehen der Familie von Taxis übertragen: 1(545 wurde
Graf Leonhard von Taxis durch Karl V. zum erblichen General-
postmeister ernannt. Einige Landesfürsten aber beanspruchten das Post-
regal für sich, richteten eigene Landesposten ein und wußten ihre Einsprüche
gegenüber der Taxisschen Post aufrechtzuerhalten. Zm Jahre 486? ging
das Taxissche Postwesen gegen eine Entschädigung von drei Millionen Talern
auf Preußen über.
Nach der deutschen Reichsverfassung (Artikel 48) wird das Postwesen
für das gesamte Gebiet des Deutschen Reiches als einheitliche Staatsverkehrs-
anstalt verwaltet. Ausgenommen sind hiervon Bayern und Württemberg.
Diese Teilung des deutschen Postwesens in drei Verwaltungen wird bei
Württemberg weniger empfunden, seitdem dieser Staat keine eignen Post-
wertzeichen mehr ausgibt.
Oberste Behörde der deutschen Reichspostverwaltung ist das Reichs-
postamt mit einem Staatssekretär an der Spitze. Zhm unterstehen als
höhere Provinzialbehörden die Oberpostdirektionen, deren es 4( im
Reichspostgebiet gibt (Bayern und Württemberg nicht mitgerechnet).
Sie sind den örtlichen Postdienststellen (Postämtern, Bahnpostämtern, Post-
agenturen, Posthilfsstellen) ihres Bezirks unmittelbar vorgesetzt. Seit (876
ist mit der Postverwaltung die Telegraphenverwaltung vereinigt. Der
Telegraphen- und Fernsprechbetrieb wird meistens durch die Postanstalten
mit versehen; auch die selbständigen Telegraphen- und Fernsprechämter sind
den Oberpostdirektionen untergeordnet.
Der wichtigste Geschäftszweig der Post ist heute noch die Beförderung
von Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäftspapiere,
Warenproben). Daneben gewinnt der pakeiverkehr eine immer steigende
volkswirtschaftliche Bedeutung (dank dem billigen 50 Pf.-Porto für Fünf-
Ailo-Pakete). Dagegen geht der Personenpostverkehr immer mehr zurück;
') ( Registerton ----- 2,83(5 cbm.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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